HERR BLUM
Vergessen wir einmal den Stammbaum des Rockīnī Roll und wenden wir uns weniger gestörten
Familienbeziehungen in Musik und bildender Kunst zu.
Hier drücken sich Vater und Sohn gemeinsam aus und spielen zusammen auf der Bühne. Brachial,
grell und unkonventionell. Während Sohn Thomas Wagner seinen Vater mit rauhen und ungeschliffenen
Riffs, scheppernden Computerbeats und aussagestarken, derben Texten attackiert, schüttelt dieser
Haupt und Gliedmaßen in Trance und gibt mit rasentem Pinselstrich, Farbe um sich spritzend und
energiegeladen eins zurück. Die Verbindung von Vater und Sohn als Zentrum der Explosion. Wilde
Hardcore-Gitarren treffen auf Industrial- und Elektrobeats, abgedrehte Gitarrenklänge von
aggressiver Schönheit, Collagen aus Natur- und Industriegeräuschen formen den innovativen
Soundtrack zum Chaos der Gefühle und offenbaren eine alptraumhafte Poesie von Sprache, Musik
und Farbe.
Das Werk des Duos reicht bis in die frühen 80er der ehemaligen DDR zurück. Schon damals
erkannte der bekannte DT 64 (der Jugendkultsender der DDR) DJ, Lutz Schramm, das Potential
des Energieklumpens und ermunterte HERR BLUM zu ersten Auftritten und Studioaufnahmen.
HERR BLUM verzichtet auf staatliche Förderung, worauf man dem Duo die Auftrittserlaubnis entzog.
Vielleicht gerade deshalb avancierte HERR BLUM aber schnell zu einem der führenden
Underground-Acts der Ost-Szene.
Nach dem Fall der Mauer folgten Tourneen im gesamten europäischen Ausland sowie zahlreiche
Ausstellungen der Werke Jürgen Wagners.
Plattenmeister wurde bereits 1992 auf das Duo aufmerksam und produzierte mit "Unschuldsengel"
das erste Album im aufwendigen Digipack mit vielen farbigen Abbildungen der Malereien.
1995 folgte das Album "Schock" mit Gastmusikern sowie weitere ausgedehnte Tourneen.
Seither ist es ruhig geworden um HERR BLUM. Wir denken aber, daß es die beiden Herren
irgendwann wieder auf die Bühnen treibt. Zuviel deutlich sichtbarer Spaß ist bei den beiden
immer wieder aufgekommen und das läßt hoffen.
Bio-/Discographie:
1988 - Gründung des Duos mit Thomas Wagner - Gesang, Gitarre, elektronische Geräte vom
selbstgebauten Radiopedal bis zu Samplern, Texte und Kompositionen - und Jürgen Wagner - Aktions- bzw. Rockmalerei.
1988 bis 1991 - Tourneen durch allerlei Länder
1991 - 1. Preis beim 8. NDR Hörfest
1992 - Sieger beim Berliner Senatsrockwettbewerb
1994 - Gewinner beim Metrobeat in Berlin
1989/90 - Projekt: "Tom Terror & Das Beil" (Thomas Wagner und Jörg Beilfuß, Drums)
1992/93 - Projekte: "Krisis" (Thomas Wagner und Peter Hollinger, Drums) und "berlin Art Attack" als gemeinsames Projekt von HERR BLUM, TEAGK und YREF
1993 - Release des ersten Albums "Unschuldsengel"
1994 - HERR BLUM arbeitet weiter mit Gastmusikern wie YREF, Gitarre, Jürgen Walkenbach und Jörg Petri, beide Drums.
1995 - das zweite Album "Schock" erblickt das Licht der Welt des Plattenmeisters. Der Schlagzeuger Tobias Körting übernimmt eine feste Position in dem immer weiter zum Bandprojekt reifenden HERR BLUM.
Selbstproduzierte Tapes:
- 1988 - Fliegeralarm
- 1988/1989 - Schock
- 1989 - HERR BLUM 3
Compilationbeiträge:
- Paroktikum II (Zensor/EfA) 1990
- Born in DDR, Paris 1990
- Systemausfall (Peking Records) 1990
- Der Wettbwerb (Deutsche Phonoakademie) 1991
- Hallo 13, 1991